Ab 2023 müssen Gymikandidaten eine Viertelnote mehr erreichen als bisher

Robin Schwarzenbach, Text aus NZZ Online, 20.02.2022

Ab dem kommenden Schuljahr wird an der Aufnahmeprüfung fürs Zürcher Langzeit- und fürs Kurzzeitgymnasium ein neuer Notenschnitt verlangt: Die Kandidatinnen und Kandidaten müssen in der Endabrechnung mindestens eine 4,75 erzielen statt wie bisher eine 4,5 oder mehr. Dennoch sollen deswegen nicht mehr Schüler durchfallen, wie das kantonale Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) auf Anfrage bestätigt. Was heisst das konkret? 

Dazu müssen wir kurz ausholen. Bis jetzt gilt die Gymiprüfung als bestanden, wenn der Durchschnitt der Vornoten aus der Schule und der Mittelwert der an der Prüfung erzielten Leistungen mindestens eine 4,5 im Durchschnitt ergeben. Fürs Langzeitgymnasium heisst das: Der Durchschnitt aus der Mathematik- und der Deutschnote des ersten Semesters der sechsten Primarklasse und der Durchschnitt der Prüfungsnoten – also der Note aus der Mathematikprüfung auf der einen und der Deutschnote auf der anderen Seite, die sich ihrerseits aus den Leistungen in der Sprachprüfung und im Aufsatz zusammensetzt – müssen im Durchschnitt eine 4,5 oder mehr ergeben.

Bis hierher alles klar?

Ab 2023 also lautet die neue Hürde: mindestens eine 4,75. Der neue Zielwert ist deswegen kosmetischer Natur, da gleiche Leistungen an der Prüfung künftig höher bewertet werden sollen. Das MBA macht ein Beispiel: Mit einem Vornotenschnitt von 5,25 reichte bisher eine Prüfungsnote von 3,75, um durchzukommen (Endnote 4,5). Künftig sollen entsprechende Prüfungsleistungen eine 4,25 ergeben (Endnote 4,75).

Die ganze Übung ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass man sich seit Jahren wundern kann, warum bei einem hohen Vornotenschnitt von 5,3 dennoch jeweils rund die Hälfte der Prüflinge durchfallen. Das wird zwar auch im neuen Regime der Fall sein. Aber man wird sich, da am Ende eine 4,75 verlangt sein wird statt einer 4,5, um eine Viertelnote weniger fragen, warum das wohl so ist – auch wenn im Grunde alles beim Alten bleibt. 

Oder anders ausgedrückt: Primarlehrer werden weiterhin finden, dass die Gymiprüfung zu streng benotet werde. Und die Verantwortlichen der Gymiprüfung werden weiterhin der Meinung sein, dass Primarschulnoten zu hoch angesetzt seien – und entsprechend aussieben. Einfach ein bisschen diplomatischer. 

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